Diesmal hat es endlich geklappt, mit der Wanderung zu dem, mit 956 m höchsten Gipfel des Osterzgebirges. Welcher mit seiner im wahrsten Sinn des Wortes überragenden Höhe fast einen Rundum Blick verschafft. Zum Warmlaufen gab es ab 6:00 eine 7 km Vorfrühstücks-Wanderung durchs Muldental. Nach einem guten Frühstück ging es genau 9 Uhr los. Der Weg verlief Anfangs wie bereits im Härtetest beschrieben. Daher verzichte ich auf diesen Teil der Wanderbeschreibung.
Vom leider erneut verschlossenem Tor zum Wildgehege bog ich, um den Berg meiner Träume zu erreichen, dieses mal nach links ab und folgte dem blau markiertem Wanderweg. Dieser trifft bald auf eine Loipe, scharf am Zaun des Geheges steil nach oben führend. Immerhin steigt das Gelände hier auf einer Strecke von nur reichlich 1/2 km von 850 m auf Gipfelhöhe der höchsten Osterzgebirgserhebung an. Auch wenn das nur die, des etwas kleineren Nebengipfels war, da der höchste Punkt innerhalb des Geheges liegt. Kalauernd könnte man das sagen: "ist ja wohl der Gipfel!". Ich meine, man hätte den Zaun auch so bauen können, das man die höchste Stelle erreicht. Der Gipfel ist ca. 150 m vom Zaun entfernt!
Der Blick von oben belohnte jedoch für die Mühe des Aufstiegs. Besonders beim Schauen in die Richtungen zwischen Südost und und Südwest ist der Blick berauschend schön. Geht es doch hier tief die Bruchkante des Erzgebirges hinunter. Immerhin 800 fällt das Gelände hier ab. Schon bis zum 6 km entferntem Lom sind 650 davon überwunden! Nun gut, das ist nicht ganz so tief wie im Grand-Canyon-Nationalpark und auch nicht ganz so schroff abfallend. Dafür aber mit Wald bestanden und vor allem viel näher dran und schneller erreichbar.
Entfernt erkennt man die noch größeren Höhen des westlichen Erzgebirges mit den Gipfeln von Keil- und Fichtelberg.
Mein eigentlicher Plan bestand darin, über das Forsthaus Jiřík zum Zámeček Lichtenvald (Jagdschloss Lichtenwald) - stolze 876 m hoch gelegen und dann über Český Jiřetín und Deutschgeorgenthal zurück nach Holzhau zu wandern. Im Deutschgeorgenthaler "Grenzhof" war ein Rechenberger und eine Portion Flecke angedacht. Mit dem Abstieg begann jedoch das abenteuerliche meiner Wanderung, welches mich letztlich zu einer Tageswanderleistung von 52 km führte.
So gab es statt Flecke vorerst nur Pustekuchen. Wegen des nicht offenen Geheges gelangte ich nicht auf kurzem Wege hinüber zum Forsthaus, sondern musste bis hinunter zu 700 m absteigen. Der dort beginnende, mir vorstellbare Umweg endete dann bereits nach 1000 m - an einem verschlossenen Tor des Wildgeheges. Also musste ich wieder zurück bis fast nach Meziboří. Von hier ging es auf unterschiedlichen Wegen immer ein wenig hin und her. Ich wusste zwar immer wo ich mich in etwa befand, kam dem Ziel aber nicht wirklich näher. Praktisch kurz vor Klíny traf ich einen netten tschechischen Radfahrer, welcher mir vom langen Fußmarsch nach Český Jiřetín abriet. Inzwischen durch das stundenlange hin und her ein wenig unter Entscheidungsdruck stehend und immer noch von der Befürchtung geplagt, wieder an einen hohen Zaun zu gelangen, folgte ich dem Rat des Radlers und lief also nach Litvínov, um von dort ein Stück mit dem Bus zu fahren. Im Ortsteil Šumná erreichte ich mit einer Position von unter 400 m den tiefsten Punkt meiner Wanderung, eine Bushaltestelle und einen Gasthof. In diesem konnte mir die nette Bedienung zwar nicht sagen, wann ein Bus fährt. Sie zapfte mir aber ein frisches Budweiser und half ein Taxi zu rufen. Mit diesem ging es dann nach Český Jiřetín.
Der Rest ist schnell berichtet. Den Gasthof in Deutschgeorgenthal ließ ich aus. Ging über den Grenzweg, die Torfstraße und den Muldentalweg retour. Mit vielen Eindrücken im Kopf und einem wunderbaren Bier-Durst vom Wandern. Das tollste: keine Blase gelaufen!
Wanderbilanz: reichlich 550 m Höhenunterschied zwischen höchstem und tiefsten Punkt der Wanderung. Das ist etwa der hundertste Teil der gelaufenen Gesamtstrecke meines Wandertages. Die insgesamt bewältigten Höhenmeter dürften an diesem Tag bei über 1000 m gelegen haben. Ein bissl bin ich schon Stolz auf diese Leistung. Um das jedoch gleich selbst zu relativieren: das können auch Andere. Und sie tun es! Eine Woche später, begegnete mir ein Rücksackwanderer, welcher mit 12 kg Gewicht auf dem Rücken auf einer Tour zwischen Hof und Görlitz war. Nach der Tagesleistung befragt, gab mir, der nicht mehr ganz junge Mann, für einigermaßen ebene Strecken ein Maß von 45 km an. Ich schätze er ist etwa 10 Jahre älter als ich. Hut ab!
Und welche Karte nehme ich für diesen Tag? So wirklich passendes habe ich von Walter Richter nicht. Weder der Loučná noch Karten der passierten Orte liegen bislang mir vor. So behelfe ich mir mit einer Karte von einer anderen Stelle der Bruchkante. Diese zeigt Niklasberg - das heutige Mikulov. Der Ort liegt in der Nähe zweier weiterer hoher und bekannter Berge, dem Pramenáč und dem Bouřňák. Der Pramenáč ist mit 909 m der zweithöchste Berg des Osterzgebirges.
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