Willkommen

Herzlich Willkommen auf meinem kleinen Holzhau blog. Dieser soll aus meiner Sicht als Urlauber vor allem zum Besuch dieses schönen Urlaubsortes im Osterzgebirge einladen. Außerdem möchte ich die Leser, mit Ansichtskarten des Holzhauer Ansichtskarten-Verlages von Walter Richter bekannt machen. Als Sohn von Ernst Richter war er später Wirt von "Richters Sommerfrische". Bekannt ist er über Holzhau hinaus, als Ansichtskartenproduzent. Ihm sind viele alte Ortsansichten von Holzhau zu verdanken.

Freitag, 6. Juli 2012

Pilgerweg



Im vorletzten Beitrag war es eine Ankündigung - durch den Urlaub wurde es Realität. Obzwar: Diesen Weg auf den Höhen bin ich oft gegangen ... *

Denn seit Jahren hat der Weg auf der Alten Landstraße einen festen Platz im Wanderprogramm. Der Weg führt an Holzhau vorbei und stellte bei Holzhaus Ortsgründung eine der drei Grenzmarkierung für den Ort da. Reichte die Gemarkung doch „bis an die böhmische Straß“. Da liegt es in doppeltem Sinne nahe, auf diesem Weg zu wandern, welcher uns heute als die Alte Landstraße bekannt ist.
Am 9. Juni wurde der Weg zwischen Rechenberg-Bienenmühle und Marianske Radice durch 70 Wanderer eröffnet, berichtete "Freie Presse". Da unser Urlaub erst am 20.6. begann, erfolgte unsere Eröffnung zwei Wochen später und auch nur auf Teilabschnitten. Dafür begann unser Weg ein wenig weiter nördlich, bereits auf der höhe des Nassauer Oberdorfes.

Die in der Zeitung voravisierten Schilder mit Erklärungen zum Weg haben wir leider noch nicht entdecken können, sie wurden wohl noch nicht angebracht. Schade – hätten sie doch unser Wissen ergänzen und unsere Phantasie beflügeln können. Was für uns nicht weiter schlimm ist. Wir kommen auf jeden Fall wieder und werden sie eben später lesen. Wichtig ist solch Phantasieunterstützung besonders für ganz junge Wanderer. Ich habe es mit meinen Kindern so gehalten und denke, manchmal hat es ihnen gefallen und geholfen durch den Wald zu wandern. Jedoch sind sichtbare Informationen auch für andere Wanderer wichtig - allein ein weiteres Wegezeichen treibt niemanden auf die Wandertouren.
Sozusagen als "Ersatz" möchte ich im Blog meine (historisch sicher nicht ganz fundierten) Gedanken beim bewandern dieser Straße schildern. Diese habe ich stets bereits dann, wenn wir von Nassau kommend den steilen Weg bergab nach Rechenberg nehmen.

Schwer war es sicherlich für die Händler, wenn sie mit ihren Wagen von Frauenstein kommend über Nassau, aus 700 m Höhe hinab zur Muldenfurt mussten. Besonders der letzte knappe Kilometer war nur mit vorgelegten Hemmschuhen zu bewältigen. Schon als Fußgänger staucht es uns mächtig zusammen, so dass ich häufig den Umweg über den Proßweg wähle, um zu meinem Bier in Rechenberg zu gelangen. Dieses wurde zur Zeit „meiner“ Handelskarawane noch nicht dort gebraut. Ich lasse diese nämlich etwa 1300 - drei Jahrzehnte nach erster offizieller Erwähnung von Rechenberg fahren. Auch ohne Bier werden die alten Händler froh gewesen sein, einen sicheren Ort erreicht zu haben und für den nächsten Tag Kraft zu schöpfen. Auch wenn eine Geleitssteuer, wohl in Form von Salz zu zahlen war. Aber sicherer war es bestimmt, als in der Zeit vor der Entstehung der Burg von Rechenberg. Und der Weg ist ganz bestimmt erheblich älter als der Ort, ist doch davon auszugehen, dass die Burggründung selbst, auch wegen der Sicherung des Weges erfolgte.

Der folgende Tag versprach den Händlern Beschwerlichkeiten. Von der Muldenfurt in etwa 570 m Höhe geht es auf ca. 1 km steil hinauf bis zu 740 m. Im Mittel also 17 %! Trotz in Rechenberg genommener Zuspanntiere werden, die Händler häufig selbst in die Speichen gegriffen haben. Wie schwer der Weg zu bewältigen war, zeigt uns der Selbstversuch zu Fuß. Besonders bei warmen Wetter ist der Anstieg schweißtreibend. Dennoch sollten wir, trotz der Mühen beim Aufstieg die Augen offen halten. Interessantes ist zu sehen. Links neben der alten Landstraße erkennen wir einen tief ausgefahrenen Hohlweg. Dort werden die Wagen nach oben und unten gefahren sein. Als dieser Fahrweg zu ausgefahren und ausgewaschen war, wurde eine neue Spur daneben gesucht. Als Wanderer der Neuzeit wird man sich fragen, warum haben die Händler nicht einfach den bequemeren Weg durch den Trostgrund gewählt? Die Ursache mag wohl darin liegen, das Kammwege, wie die alte Landstraße, übers Jahr hin eben besser befahrbar sind. Bei Schneefall, Schneeschmelze, starkem Regen oder lang anhaltender Trockenheit sind unbefestigte Talwege bestimmt nicht befahrbar, währenddessen man auf dem Kamm doch irgendwie noch voran kommt.

Die Händler haben es wie wir, diesmal wieder geschafft. Von der Höhe hätten sie jetzt einen schönen Blick in das Muldental und hinüber zum Kannelberg. Um 1300 wird das noch nicht so gewesen sein. Sonst hätten die Holzhauer dann reichlich 200 Jahre später nicht zum Hauen gehabt, wenn damals bereits freies Feld den Blick ins Tal ermöglicht hätte. Aber wer weiß – eventuell hatte ein Köhler bereits freie Teilflächen geschaffen.

Walter Richter hat auch dieses Mal die passende Karte. Blick von der Alten Landstraße hinüber nach Oberholzhau. Karte aus dem Jahr 1933.

Wir verlassen bald die alte Landstraße und betreten deren asphaltierte Verlängerung – die Ringelstraße. Auf der rechte Seite steht ein einzelnes Gehöft. Ich stelle mir immer vor, dass dort die Ausspanne für die zusätzlich in Rechenberg genommenen Zugtiere war. Der Standort wäre dann etwa ebenso alt, wie die Obere Brettmühle an der Brettelle und etwa zeitgleich mit Rechenberg entstanden. Nachdem 1459 der Vertrag von Eger geschlossen und damit die Grenzen zwischen Böhmen und Sachsen festgelegt wurden, könnte an dieser Stelle auch die Zollstation gelegen haben. Einem Meilenblatt von 1786, entnehme ich jedenfalls, dass die Zollstation dort befindlich war. Später befand sich die Zollstation an der Stelle, welche wir jetzt als Standort der Fischerbaude kennen. Hier beginnt bei unserer Wanderung auf den Spuren des alten Handelsweges eine besonders abenteuerliche Strecke. Dafür gehen wir, nachdem wir uns in der Fischerbaude gestärkt haben, sofort nach Verlassen der Baude nach links in den Hohlweg, welches seinen Namen mit gutem Recht trägt. Der Weg dürfte dem Verlauf des Handelsweges entsprechen und durch die Wagen der Händler so tief eingefahren sein. Gegenverkehr durfte hier nicht kommen.  Das Gras auf dem Weg steht im Sommer mindestens hüfthoch. Erfreulich wäre es, wenn sich das FVA dieser Sache annehmen könnte und den Weg damit auch für weniger risikobereite Menschen begehbar macht. Perfekt wäre es jedoch, wenn außerdem ein einheimischer Pferdefuhrunternehmer regelmäßig Fahrten von der Fischerbaude nach Dlouhá Luka  durchführen würde. Denn für die Mehrzahl der Normalwanderer ist der Weg einfach zu weit, um bis an die Kante der Bruchscholle des Erzgebirges zu wandern. So wandere auch ich stets nur bis zum Battleck und wende mich dann nach Horny Ves oder Moldava.

Fazit: eine sehr schöne Wanderung von Rechenberg zum Batteleck und zurück. Gut für Rechenberg und Holzhau Urlauber geeignet. Ich werde diesen Weg über die Höhen noch oft gehen, vielleicht auch einmal bis Dlouhá Luka.

* geklaut aus dem Rennsteiglied

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